Zum Schutz vor Hochwasser und Sturzfluten: Handlungsempfehlungen des BfN

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Bundesamt für Naturschutz veröffentlicht Positionspapier zum Hochwasserschutz

In einem im Dezember veröffentlichten Positionspapier legt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) Handlungsempfehlun­gen für den vorsorgenden Schutz vor Hoch­wasser und Sturzfluten vor. Der Fokus liegt· dabei auf naturverträglichen Maß­nahmen, von denen der Hochwasser­schutz, die biologische Vielfalt und der Na­türliche Klimaschutz gleichermaßen profi­tieren.

BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm: ,,Die verheerenden Hochwasser in den vergan­genen Jahren haben uns erneut deutlich vor Augen geführt, dass Schutzmaßnah­men dringend ausgeweitet werden müs­sen. Zumal sich extreme Hochwasserereig­nisse und Sturzfluten ebenso wie Dürre­perioden und Niedrigwasserphasen infolge des Klimawandels noch verschärfen wer­den. Unser Positionspapier skizziert, wie eine zukunftsgerechte naturbasierte Hoch­wasservorsorge gelingen kann.“ 

Die Folgen des Klimawandels und der Ver­lust biologischer Vielfalt sind zentrale Kri­sen unserer Zeit, die sich gegenseitig be­einflussen und häufig verstärken. Es gilt deshalb, die Potenziale intakter und resi­lienter Ökosysteme zu schützen, zu nutzen und so den Natürlichen Klimaschutz und die Anpassung an del} Klimawandel zu stärken. Denn stabile Ökosysteme leisten Hochwasser- und Klimaschutz zugleich, etwa als Kohlenstoff- und Wasserspeicher. Flussauen sind dafür besonders geeignet, ebenso Moore und Maßnahmen des dezen­tralen naturverträglichen Wasserrückhal­tes in der Fläche. 

Deutschlands Flussauen gehören zu den artenreichsten Ökosystemen Mitteleuro­pas. Ihre natürlichen Ökosystemfunktio­nen, beispielsweise der Hochwasserschutz, können sie derzeit aber nur noch unzurei­chend erfüllen. Zwei Drittel der Auen sind bundesweit vom Überschwemmungs­geschehen durch Deiche abgetrennt. Von den verbleibenden Auen sind nur noch 9 Prozent ökologisch intakt. Noch gravieren­der stellt sich die Situation bei den Moor­-Biotoptypen dar, die alle stark gefährdet und teils von vollständiger Vernichtung be­droht sind. 

„Wir müssen den Hochwasserschutz durch naturnahe Gewässer und Auen voranbrin­gen, indem wir Flüssen wieder mehr Raum geben“, so Sabine Riewenherm. 

Im Positionspapier empfiehlt das BfN deshalb: 

 

  • ehemalige Überschwemmungsflächen als naturnahe Auen und Retentionsflä­chen wiederherzustellen,
  • den Wasserrückhalt in der Fläche zu verbessern,
  • Bebauungsverbote in festgelegten Überschwemmungsgebieten konsequent umzusetzen 
  • Sturzfluten mit Anpassungsmaßnah­men zu begegnen und Siedlungen mit­hilfe naturbasierter Lösungen resilien­ter zu gestalten
  • Raum- und Landschaftsplanung für einen naturverträglichen Hochwasser­schutz zu nutzen
  • das Nationale Hochwasserschutzpro­gramm zu stärken und finanzielle Mittel bereitzustellen, um Synergiepotenziale bewerten und erschließen zu können
  • den Schutz vor Hochwasser und Sturz­fluten, die Anpassung an den Klimawan­del, Klimaschutz, Naturschutz sowie Schutz vor Dürre und Trockenheit grundsätzlich gemeinsam zu betrachten und in der Praxis zu berücksichtigen.
Eines macht die BfN-Präsidentin aber sehr deutlich: ,,Auch wenn wir alle Poten­ziale ausschöpfen, können extreme Ereig­nisse auch in Zukunft nicht schadlos be­wältigt werden. Bundesweit muss es des­halb unsere gemeinsame Aufgabe sein, die Schadenspotenziale so weit wie möglich zu senken und zugleich die biologische Viel­falt – und damit unsere natürlichen Le­bensgrundlagen – zu schützen und zu er­halten.“ 

Bundesamt für Naturschutz