Bericht zur Karpfensaison 2022/23

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  • Beitrags-Kategorie:News / News 06/23

Unvorstellbare Ereignisse im Februar 2022 haben auch uns in der Karpfenteich­wirtschaft im letzten Jahr besondere He­rausforderungen beschert. Ein unsagbares Kriegsgemetzel der Russen in der Ukraine hat alle Märkte durcheinandergewirbelt und sicher geglaubte Handelsbeziehungen zum Erliegen gebracht. Betroffen davon waren nahezu alle Branchen unserer Wirt­schaft – im Besonderen aber die Nah­rungsmittelerzeugung. Und so sehen wir uns heute, über ein Jahr später, einer Situation gegenüber, die unsicherer und unvorhersehbarer nicht sein könnte.
Die gesamte wirtschaftliche Situation im Frühjahr letzten Jahres war dadurch ge­kennzeichnet, dass nahezu keine Materia­lien mehr verfügbar waren und dass es schien, als ob sämtliche Lieferketten geris­sen wären. Auch der Markt bei den Besatz­karpfen schien, warum auch immer, davon betroffen zu sein. Die K2 und Kl waren äu­ßerst knapp, manche Teiche mussten des­halb leer bleiben. Überregional wurde ver­sucht, an Besatzfische zu kommen, um die Teiche zumindest teilweise besetzen zu können.
Die nächste Hiobsbotschaft für die Karp­fenteichwirte stand ins Haus, als es daran ging, Futtermittel für die anstehenden Monate zu kaufen. Die Getreidepreise waren zwischenzeitlich extrem angestie­gen, sodass nicht mehr absehbar war, ob eine kostendeckende Produktion über­haupt noch möglich wäre. Auch die Kosten für Treibstoff und Strom waren unkalku­lierbar in die Höhe geschnellt. Nun ging es vor allem darum, mit einem begrenzten Kostenaufwand bis in die Abfischperiode im Herbst zu kommen. Die Witterung im Frühjahr und im Sommer war nicht für alle Regionen der Karpfenerzeugung immer günstig. Die Temperaturen war nicht zu heiß, aber vor allem die in Fran­ken ausbleibenden Niederschläge führten bei vielen Teichen in Grenzbereiche der Er­zeugung.
Über alle Regionen war dennoch ein zu­friedenstellendes Abwachsjahr zu ver­zeichnen; anfangs September sollte sich zeigen, ob dem zufriedenstellenden Wachs­tumsjahr auch ein kostendeckender Preis folgen würde. Landauf und landab wurde über den aufzurufenden Karpfenpreis für die Gastronomie und den Zwischenhandel spekuliert – letztendlich folgte den höhe­ren Kosten gottlob auch ein deutlich bes­serer Erzeugerpreis, d. h., die gestiegenen Produktionskosten konnten vollständig ge­deckt werden. Der „halbe gebackene Karpfen“ wurde zwar damit in den Wirtshäu­sern zum Teil deutlich teurer angeboten, aber nachdem insgesamt die Lebenshal­tungskosten stark angestiegen waren, ak­zeptierte der Verbraucher zunächst diese Preissteigerungen.
Manche Gasthäuser strichen aber auch kurzerhand den Karpfen von der Speise­karte, weil auch Energie und Frittierfett so teuer waren. Am Ende des Karpfenjahres berichteten viele Gaststätten, dass der Ge­samtabsatz insgesamt rückläufig gewesen sei, weil es sich nicht mehr alle Familien leisten konnten oder wollten, häufiger „ins Essen“ zu gehen. Festzustellen bleibt, dass der Karpfenmarkt relativ empfindlich auf Preisanhebungen reagiert und dass wir gut daran tun, mit unseren Abnehmern eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu pflegen.
Übers Jahr gesehen haben die Karpfen­teichwirtschaft auch die üblichen Pro­bleme mit den Pradätoren wieder stark be­gleitet. Kormorane und regional die Gän­sesäger sorgen nach wie vor für erhebliche Verluste bei den Satzfischen; im östlichen Bereich unseres Verbandsgebiets ist der Fischotter mit seinen Raubzügen schon zur kaum noch .zu ertragenden Plage ge­worden. Nicht zuletzt deswegen geben immer mehr alteingesessene Bewirtschaf­ter ihrer Teiche auf; wir verlieren dadurch unwiederbringlich einen Teil unserer kul­turellen Vielfalt und der Biodiversität.
In unserer Verbandsarbeit ging es darum, die Abarbeitung der auslaufenden Förder­periode im EMFF zu begleiten. Die sog. „Ukrainehilfe“, die zum Schluss noch aus dem Etat für aktive Teichwirte angeboten wurde, half uns, die Liquidität der Be­triebe zu verbessern – wir hätten aber gerne auch eine Auszahlung dieser Hilfe an die kleinen Betriebe für sinnvoll und notwendig erachtet.
Das EU-Nachfolgeprogramm EMFAF für die Förderperiode 2021-2027 ist zwischen­zeitlich aufgelegt, die Antragstellung seit April dieses Jahres möglich. Es handelt sich wieder um ein Investitions-Förderpro­gramm mit attraktiven Fördersätzen für die Teichwirtschaft. Teichwirte, welche die­ses Programm nutzen wollen, tun gut daran, geplante Investitionen sorgfältig zu kalkulieren, damit es keine Fehlplanungen und keine wirtschaftlichen Probleme in den Betrieben gibt.

Im Programmangebot findet sich auch eine Fördermöglichkeit für Betriebe, die ihre Teichwirtschaft auf Bioproduktion umstel­len möchten. Nach der Förderung von zwei Umstellungsjahren wird auch die Weiter­bewirtschaftung in den Folgejahren geför­dert. Leider wurde mit der finanziell zu schwachen Ausgestaltung die Chance ver­passt, Teichwirten wirklich die Möglichkeit zu geben, diesem immer bedeutender wer­denden Marktsegment auch beim Karpfen ,,auf die Sprünge“ zu helfen.
Im Frühjahr 2023 wurde ein neues KULAP-Programm für die Teichwirtschaft aufgelegt, das deutlich verbesserte Bedin­gungen und Prämien aufweist. Nachzule­sen sind diese Fördermöglichkeiten auf den Internetseiten der Landwirtschafts­ämter. Wir hoffen, dass die KULAP-Altver­träge im nächsten Frühjahr auf die neuen Bedingungen umgestellt werden können, damit alle Teilnehmer von den verbesser­ten Bedingungen profitieren können.

Ich bedanke mich bei allen Mitgliedern des Karpfenausschusses für ihre wertvolle, eh­renamtliche Mitarbeit.

Johann Hausmann, Vorsitzender im Karpfenausschuss VBB