
Wie Angler Verantwortung übernehmen können, um empfindliche Fischarten in Zeiten des Klimawandels zu schützen
Im Zuge des Klimawandels nehmen Hitzeereignisse und damit verbundene hohe Wassertemperaturen in Flüssen und Seen deutlich zu. Besonders in Salmonidengewässern steigen die Temperaturen während Hitzeperioden häufiger auf über 24 °C. Für empfindliche Fischarten wie Forellen, Äschen und Huchen bedeutet das Hitzestress, der zu erheblichen Verlusten führen kann. Salmoniden bevorzugen kaltes Wasser, bei Temperaturen über 21 °C wird es für sie zunehmend gefährlich. Bei 25 °C sind viele Arten stark belastet, was ihre Überlebenschancen deutlich mindert.
In solchen Situationen ziehen sich die Fische in kühlere Bereiche zurück, etwa in tiefe Gumpen oder an kalte Zuflüsse. Ihr Stoffwechsel ist durch die Hitze bereits stark beeinträchtigt. Zusätzlicher Stress – etwa durch Störungen oder menschliche Aktivitäten – kann tödlich enden.
Wichtige Maßnahmen für Fischer in Hitzewellen
Gerade wir Fischer sind gefordert, uns mit diesem Thema auseinanderzusetzen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Fische vor Hitzestress zu schützen. Angesichts der zunehmenden Hitze- und Trockenperioden durch den Klimawandel ist eine gute Vorbereitung essenziell: Beobachten Sie bei Hitzewellen die Wassertemperatur, den Sauerstoffgehalt und das Verhalten der Fische genau. Hier sind Temperaturlogger hilfreich, soweit die Temperaturen nicht über den Hochwassernachrichtendienst
abgerufen werden können. Bei Temperaturen über 23 °C steigt das Risiko für Hitzestress, wobei die Toleranzgrenze je nach Fischart stark variiert.
Ein wichtiger Schutzmechanismus ist die Reduktion von Störungen. Besonders bei thermischem Stress sind temperaturempfindliche Arten, die sich in kühleren Bereichen aufhalten, sehr anfällig für Störungen durch Bootsverkehr, Badende oder Hunde, aber eben auch durch Fischer. In einer Hitzeperiode sollten bekannte Rückzugsorte daher so weit wie möglich vor Störungen geschützt werden.
Einschränkung der Fischerei: Wann ist sie sinnvoll?
Erfahrungsgemäß ist es auch sinnvoll, die Fischerei bei hohen Temperaturen einzuschränken. In Ländern, in denen Catch & Release üblich
und zulässig ist, wird oft ab 21 °C die Fischerei eingestellt, da die gefangenen Fische nach dem Zurücksetzen häufig verenden. Anders sieht es in Bayern aus, wo Catch & Release ohnehin verboten ist und gefangene Fische grundsätzlich entnommen werden-müssen. Es versteht sich von selbst, dass in Hitzeperioden zufällig gefangene Fische gefährdeter Arten, die über dem Schonmaß liegen, nicht zurückgesetzt werden dürfen, da die Verlustraten mit hohen Temperaturen exponentiell steigen. Ein Zurücksetzen
ist in dieser Zeit in der Regel nicht mit dem Hegeziel in Einklang zu bringen.
ln Salmonideregionen, in denen Raubfische wie Hecht und Wels vorkommen, sehen die Fischereiverbände der Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der
Alpenländer (ARGEFA) bei Temperaturen über 20 Grad keine generellen Sperrungen geboten, da gerade diese Prädatoren Salmoniden fressen und bei höheren Temperaturen
gut gefangen werden können. Eine gezielte Fischerei auf maßige Fische nicht geschonter Arten, wie zum Beispiel der Regenbogenforelle, dürfte in aller Regel ebenfalls unproblematisch sein. Die Verbände empfehlen die Fischerei auf bestimmte Arten etwa durch Beschränkung der Fangmethoden zu regeln, um den Druck auf Salmoniden zu
verringern.
Schutzräume schaffen und Rückzugszonen sichern
Viel wichtiger, als generelle Einschränkungen der Fischerei, wird von den ARGEFA-Mitgliedern, die Einrichtung von Sperrzonen mit Kaltwassereinläufen gesehen. Diese Bereiche sind essenzielle Rückzugsräume für die Fische, da sie dort in kühlerem Wasser Schutz finden. ln der Schweiz und Bayern werden Gewässerabschnitte mit Kaltwasserzonen (Zuflüsse oder Quelleintritte) teils durch flussbauliche Maßnahmen so gestaltet, dass geeignete Rückzugsräume mit kühleren Temperaturen entstehen. Allerdings sind diese Gebiete auch für Angler attraktiv, da sich die Fische dort konzentrieren und dadurch deutlich leichter zu fangen sind. Daher sollte hier besondere Rücksichtnahme gelten, um die sensiblen Fischbestände zu schützen. Ähnliches gilt für Flachwasserzonen, die sich besonders erwärmen. Entsprechende Auflagen im Erlaubnisschein bieten sich an.
Insgesamt zeigt sich: Der Klimawandel erfordert ein Umdenken in der fischereilichen Praxis. Durch gezielte Maßnahmen wie die Einschränkung der Fischerei in kritischen Z onen und die Vermeidung zusätzlicher Störungen können wir die Überlebenschancen der Fische verbessern.
Sebastian Hanfland, Geschäftsführer beim LFV Bayern und Fischbiologe