Am 15. März in Bleckede an der Elbe, haben Fischereiberechtigte zur Bestandsstützung eine Glasaalbesatzaktion mit 300.000 Individuen im niedersächsischen Elbesystem durchgeführt. An der französischen Atlantikküste besteht weiterhin ein großes Glasaalaufkommen, so dass dieses teilweise für europäische Bestandsschutzmaßnahmen Verwendung findet:
In Bleckede vor Ort anwesend war ein Team des NDR, welches für „Hallo Niedersachsen“ und NDR Hörfunk am selben Tag berichtete. Im Rahmen dieser Berichterstattung wurde eine Kritik vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) mit eingespielt, nach deren Auffassung ein Großteil der Glasaale beim Fang und der Hälterung verstirbt. So kritisierte Frau Kahl (BUND Hamburg) die Besatzmaßnahme in einem TV Beitrag und beziffert die Sterblichkeit aller gefangenen Glasaale auf über 82 % – eine fatale und falsche Aussage! Frau Kahl beruft sich anscheinend auf eine wissenschaftliche Studie von Briad et al. (2012), welche sich auf den Fang von Glasaalen, u.a. für den direkten menschlichen Verzehr fokussierte. In dieser Studie geltenjene 82 % als maximal erfasster Messwert. Dass das Minimum 2 % und der Mittelwert 47 % betrug, bleibt unerwähnt. Aktuelle europäische und regionale Regularien in Frankreich sowie die „best practice“ Zertifizierung durch die Sustainable Eel Group für den Fang der sensiblen Lebewesen führte zu einer Anpassung der Fangtechnik und Methodik in der letzten Dekade. Eine aktuelle wissenschaftliche Studie von Simon et al. (2022) zur Sterblichkeit von Glasaalen kommt zu der Erkenntnis, dass diese im Mittel 7,5 % beträgt. Folglich trifft der BUND belegbar falsche Aussagen und beziehtsich auf aus dem Zusammenhang gerissene Messwerte einer hinfälligen wissenschaftlichen Publikation, welche die aktuelle Situation nicht wiederspiegelt. Dem BUND ist allgemein zu empfehlen, sich nicht dem üblichen effekterhaschenden sachunkundigen Narrativ zum pauschalen „Feindbild Fischerei“ anzuschließen. Stattdessen wäre es zum Schutz aquatischer Arten- und Lebensräume sinnstiftend, die Fischerei im Rahmen ihrer Umweltindikatorfunktion und Ökosystemdienstleistung zu unterstützen.
Der NDR wird gebeten, die niedersächsische Fischerei in den nächsten Beiträgen entgegen der Falschbehauptung des BUND zu rehabilitieren.
Torben Heese, Vorsitzender Landesfischereiverband Niedersachsen e.V