Dr. Peter Thoma
Frau Claudia Miklos-Hofmann bietet seit längerem bereits Vergrämungsmittel für Wölfe (Lupophob®) an. Dieses Programm wurde jetzt um ein Vergrämungsmittel für Fischotter erweitert. Hierzu wurden in meiner deutlich von Fischottern betroffenen Teichanlage „Hirschlecke“ in Zusammenarbeit mit den zuständigen Fischotterberater, Herrn Alexander Horn, Untersuchungen vorgenommen.
Teichanlage
Diese Teichanlage besteht aus mehreren Flurstücken und liegt am nördlichen Fuße des Steinberges innerhalb der Gemarkungen Hohenberg/Eger und Neuhaus/Eger zwischen dem „Oberen Brandweg“ im Westen und dem „Unteren Brandweg“ im Osten. Sie umfasst 4,4 ha und erstreckt sich von einer Höhelage von 520 m bis auf 480 m über NN.
Das starke Gefälle bedingt die Ausbildung relativ kleiner Teiche, die intensiv bewirtschaftet werden. Dies führt zu einer kleinstrukturierten Teichanlage mit 26 Teichen und einer reinen Wasserfläche von insgesamt 2,1 ha. Einige Teiche (grün markiert) werden als Biotopteiche sehr extensiv genutzt.
Die Wasserversorgung besteht aus der Zuleitung durch das Goldbächlein und mehrere Quell- und Drainageaustritten und Wassergräben. Das Goldbächlein (naturnaher Zustand ohne Verbauungen) mündet ca. 500 m weiter nordöstlich in die Eger (Naturschutzgebiet).
Auswahl der Teiche
Nachdem in kleineren Teichen aufgrund der stark eingeschränkten Fluchtmöglichkeiten der Fische besonders hohe Fischotterschäden auftreten, wurden ähnlich große Teiche (300 m2 bis 600 m2) ausgewählt, die nebeneinander liegen.
Besatz
Die sechs Teiche wurden mit Karpfen der Altersklasse K2 und Wallern der Altersklasse W3 bzw. W4 besetzt. Der Besatz fand am 2021-05-01 statt. Die Details des Besatzes sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Skizze des östlichen Teils der Teichanlage: Die mit Vergrämungsmittel geschützten Teiche (T _10, T _11 und T _22) sind rotbraun, die Vergleichsteiche (T _14, T _13 und T _21) sind marineblau gekennzeichnet. Die Kamerastandorte sind in gelb markiert, Pfeilrichtung entspricht der Blickrichtung der Kamera
Vergrämungsmittel
An den marineblau markierten Teichen wurden keine Vergrämungsmittel eingesetzt. An den rotbraun markierten Teichen wurden im Abstand von 10 Schritt (ca. 0,8 m) rundum Holzstäbe eingesteckt, an denen sich jeweils auf einer Höhe von ca. 40 cm ein 15 cm langer und 8 cm breiter Stoffiappen aus Baumwollstoff befestigt war. Diese Lappen wurden mit dem jeweiligen Vergrämungsmittel (Typ A – Charge W21118, Typ B – Charge B21118 und Typ C – Charge P21118; s. Bild cl) benetzt. Die Benetzung wurde jede Woche bis zur Abfischung wiederholt.
Bild 1: Flaschen mit den verschiedenen Typen der Vergrämungsmittel
Fütterung
Die Teiche wurden 2 Wochen nach dem Besatz bis 2 Wochen vor der Abfischung mit gequetschtem Getreide (Roggen und Gerste) gefüttert. Dies erfolgte mit elektronisch gesteuerten Futterautomaten mehrmals täglich. Die Futteraufnahme wurde regelmäßig kontrolliert und die Automateneinstellung entsprechend angepasst.
Kameramonitoring
Im Goldbächlein wurde eine Wildkamera (Kamera 2) am Auslauf der Teichanlage aufgebaut, eine weitere (Kamera 1) nach dem Durchlass unter dem „Un_teren Brandweg“, um den Weg des Fischotters in bzw. aus der Teichanlage zu dokumentieren. Im Bereich der Kameras wurden jeweils Holzstäbe mit Vergrämungsmittellappen angebracht (s. Bild 2 und Bild 3). Bei Kamera 2 wurde nach 4 Wochen ein zusätzlicher Holzstab mit zwei Vergrämungslappen vor der Kamera angebracht und diese mit dem Vergrämungsmittel Typ B und Typ C (je Lappen) wöchentlich benetzt.
In der Teichanlage wurden vier weitere Wildkameras aufgebaut (s. Anlagenskizze, die Pfeilrichtung entspricht der Aufnahmerichtung der Wildkameras). Bei den Kameras 3 und 4 wurde jeweils auch ein Holzstab mit einem Vergrämungslappen eingesteckt und wöchentlich benetzt. Bei den beiden Kameras 3 und 4, die ober-und unterhalb des Teiches T_22 angeordnet waren, wurde das gleiche Vergrämungsmittel wie beim Teich (Typ C) verwendet (s. Bild 4 und Bild 5).
Während das Verlassen der Fischotter am Anlagenende durch das Goldbächlein sehr gut nahezu täglich dokumentiert werden konnte, zeigte sich, dass der Fischotter die Anlage nur selten durch das Goldbächlein betritt, sondern vermutlich aus dem angrenzenden Hochwaldbereich kommt. Ebenso durchquert der Fischotter den ca. 1 m breiten Durchlass über den der „Untere Brandweg“ führt, obwohl dieser auf gesamter Breite vom Wasser durchströmt wird (s. Bild 6). Nach dem Durchlass verlässt der Fischotter den Bach und konnte auf der Kamera 1 nicht nachgewiesen werden.
Bei der Kamera 3, Kamera 5 und Kamera 6 konnte kein Fischotter nachgewiesen werden. Dies zeigt, dass selbst eine günstige Anordnung der Wildkameras noch lange kein Garant dafür ist den Fischotter nachzuweisen.
Bei der Kamera 4, die an einem alten Fischotterpass liegt, den der Fischotter bereits in früheren Jahren benutzt hat, konnte trotz der Vergrämungslappen regelmäßig das Auftreten des Fischotters (kommend als auch gehend, s. Bild 7) beobachtet werden. Der Fischotter bleibt den einmal begangenen Wegen anscheinend treu.
Abfischung
Bei der Abfischung, die am Wochenende 30. Oktober bis 1. November stattfand, wurden die Fische gezählt und die Gesamtmasse gewogen. Hieraus wurde die Durchschnittsmasse berechnet (s. Tabelle 1).
Tabelle 1: Besatz und Abfischung der sechs untersuchten Teichen
Ergebnisse
Von den Gesamtverlusten wurden die Fischarten und -größentypischen anderen Verluste abgezogen um die Verluste durch den Fischotter darzustellen. Es zeigt sich deutlich, dass durch den Einsatz des Vergrämungsmittels bei den Karpfen die Verluste um fast 20 Prozentpunkte (85 % ➔ 67 %) verringert werden konnten. Bei den Wallern fiel der Effekt des Vergrämungsmittels mit 7 Prozentpunkten (68 % ➔ 61 %) geringer aus; die geringen Besatzzahlen vermindert jedoch die statistische Aussagekraft etwas.
Ein signifikanter Unterschied zwischen den drei Typen des Vergrämungsmittels konnte bei den durchgeführten Untersuchungen nicht aufgezeigt werden.
Fazit
Der Aufwand zum Erstellen der Holzstäbe mit den Vergrämungslappen ist sehr kostengünstig und macht relativ wenig Arbeit (ca. 30 Minuten pro Teich). Zur Dammmahd werden die Holzstäbe einfach herausgezogen und danach wieder eingesteckt. Die wöchentliche Aufbringung des Vergrämungsmittel geht fix (ca. 5 Minuten pro Woche und Teich).
Die Fischotterschäden gingen zwar signifikant zurück, wenngleich die Schäden aber immer noch keine wirtschaftlich tragbare Fischaufzucht zulassen.
An anderen Teichen kann der Vergrämungseffekt durchaus höher sein, da bei der untersuchten Teichanlage die Fischotterpopulation mit mehreren Tieren doch sehr hoch ist.